ANNA RÚN TRYGGVADÓTTIR | Grounding – Navigational Tools for Polarised Times

Rising Stars Residency Artist 2025

MainStage [ 16. APR 2022 – 8. JAN 2023 ]

Grounding – Navigational Tools for Polarised Times (Erdung – Navigationswerkzeuge für polarisierte Zeiten) ist eine kommende Einzelausstellung
von Anna Rún Tryggvadóttir im Dr. Till Richter Museum,

einem Herrenhaus, das zu einer Kunstinstitution wurde und in einem Naturschutzgebiet an der deutschen Ostseeküste liegt. Die Ausstellung ist sowohl materiell als auch thematisch in den Kräften verankert, die die Erde von innen heraus formen, insbesondere das geomagnetische Feld – ein unsichtbares, planetarisches Phänomen, das für Navigation, Orientierung und Überleben unerlässlich ist.

In einer Zeit, die von gesellschaftspolitischer Polarisierung und ökologischer Krise geprägt ist, reflektiert Grounding die Art und Weise, wie sich die Menschen historisch auf natürliche Phänomene – wie den Magnetismus – verlassen haben, nicht nur zur physischen Orientierung, sondern auch als symbolische und philosophische Wegweiser. Die Ausstellung lädt den Betrachter dazu ein, darüber nachzudenken, wie eine erneuerte Sensibilität für die Rhythmen der natürlichen Welt neue Wege zur Navigation in einer zerrissenen zeitgenössischen Landschaft bieten könnte.

Die Ausstellung erstreckt sich über neun Räume (ca. 500 m²) und zeigt großformatige Aquarelle und eine ortsspezifische skulpturale Installation. Die Aquarelle, , von denen einige bis zu sechs Meter lang sind, hängen von der Decke herab und biegen sich zum Boden hin, und schaffen eindringliche Umgebungen, die natürliche Prozesse wie Erosion, und Sedimentation widerspiegeln. Ihre Bilder sind das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit der Materialtransformation  – Pigmente, die sich wie Mineralschichten ablösen, Wasser, das ins Papier sickert, wie die Zeit ins Gestein. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine Tropfinstallation, in der Steine und Felsbrocken aus der Umgebung gesammelt werden.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine Tropf-Installation, in der Steine und Felsbrocken aus der Umgebung gesammelt und mit tropfenden
farbigen Flüssigkeiten umhüllt werden. Diese Formen absorbieren, reagieren und verwandeln sich allmählich und erinnern an Tryggvadóttirs frühere Arbeit Garden (Reykjavík Art Museum, 2017).

Diese Methode stellt die Wirkung der Materie selbst in den Vordergrund und erlaubt es natürlichen Prozessen, das visuelle Ergebnis im Laufe der Zeit zu formen. Magnetismus fungiert in der Ausstellung sowohl als physikalische Kraft als auch als konzeptionelle Metapher. Das Magnetfeld der Erde ist ein unsichtbares Schild, das das Leben vor kosmischer Strahlung schützt, aber es ist auch instabil: Im Laufe der geologischen Geschichte hat es sich in scheinbar chaotischen Zyklen gedreht und bewegt. Diese Umkehrungen sind weit davon entfernt, eine Katastrophe zu signalisieren, sondern sind Teil des natürlichen Lebens der Erde. In Grounding wird dieses Phänomen zu einer Metapher für unsere gegenwärtige Situation, in der ideologische Polarisierung die Kohärenz bedroht, aber auch Raum für Neukonfiguration und Neuausrichtung eröffnen kann.

Die Ausstellung kritisiert das westliche kulturelle Narrativ, das den Menschen von der Natur trennt und statische Hierarchien gegenüber relationalen, dynamischen Systemen privilegiert. Indem sie Naturphänomene – nicht nur als Symbole, sondern als Kollaborateure – in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt, fordert Tryggvadóttir eine Ästhetik der Verwandtschaft, in der materielles Handeln und ökologische Interdependenz Dominanz und Extraktion ersetzen. In Grounding – Navigational Tools for Polarised Times fragt Tryggvadóttir, wie wir unseren Weg durch eine fragmentierte Welt finden können – nicht indem wir uns dem Wandel widersetzen, sondern indem wir von ihm lernen.
Die Ausstellung ist Teil eines umfassenderen Programms mit dem Titel Chrono-Magnetic zu dem auch öffentliche Veranstaltungen gehören, die von der Künstlerin und Daria Testo mit Unterstützung des Nordischen Kulturfonds kuratiert wurden. Gemeinsam versuchen die Ausstellung und das Begleitprogramm neue Formen der Wahrnehmung zu kultivieren – solche, die uns auf die unsichtbaren, aber mächtigen Kräfte einstimmen können, die sowohl die Erdsysteme als auch die menschlichen Gesellschaften formen.

Grounding – Navigational Tools for Polarised Times is an upcoming solo exhibition by Anna Rún Tryggvadóttir, held at the Dr. Till Richter Museum, a manor-turned-art institution located in a nature reserve on Germany’s Baltic Sea coast.

The exhibition is both materially and thematically anchored in the forces that shape the Earth from within, especially the geomagnetic field—an invisible, planetary-scale phenomenon essential to navigation, orientation, and survival. In a time marked by socio political polarisation and ecological crisis, Grounding reflects on the ways humans have historically relied on natural phenomena—such as magnetism—not just for physical direction, but as symbolic and philosophical guides. The exhibition invites viewers to consider how a renewed sensitivity to the natural world’s rhythms might offer new ways of navigating a fractured contemporary landscape.

Spanning nine rooms (approx. 500 m²), the exhibition features large-scale watercolor paintings and a site-specific sculptural installation. The watercolors, some up to six meters in length, hang from the ceiling and bend toward the floor, creating immersive environments that echo natural processes like erosion, dripping, and sedimentation. Their imagery stems from a close engagement with material transformation—pigment separating like mineral strata, water bleeding into paper as time does into rock.

Central to the show is a dripping installation, in which stones and boulders collected from the surrounding environment are encased and exposed to dripping colored liquids. These forms gradually absorb, respond, and transform, echoing Tryggvadóttir’s earlier work Garden (Reykjavík Art Museum, 2017). This method foregrounds the agency of matter itself, allowing natural processes to shape the visual outcome over time.

Magnetism operates in the exhibition both as a physical force and a conceptual metaphor. The Earth’s magnetic field is an invisible shield that protects life from cosmic radiation, yet it is also unstable: throughout geological history, it has flipped and fluxed in seemingly chaotic cycles. These reversals, far from signaling catastrophe, are part of the Earth’s natural life. In Grounding, this phenomenon becomes a metaphor for our current moment—one in which ideological polarisation threatens coherence, yet may also open up space for reconfiguration and reorientation.

The exhibition critiques the Western cultural narrative that separates humans from nature and privileges static hierarchies over relational, dynamic systems. By placing natural phenomena—not just as symbols but as collaborators—at the center of her work, Tryggvadóttir calls for an aesthetics of kinship, where material,agency and ecological interdependence replace dominance and extraction.

In Grounding – Navigational Tools for Polarised Times, Tryggvadóttir asks how we might find our way through a fragmented world—not by resisting flux, but by learning from it.

The exhibition is part of a broader program titled Chrono-Magnetic, which includes public events co-curated by the artist and Daria Testo, with support from Nordic cultural funds. Together, the exhibition and accompanying program seek to cultivate new forms of perception—ones that can attune us to the unseen butpowerful forces shaping both Earth systems and human societies.

Für mehr Information / for more information – Website ANNA RÚN TRYGGVADÓTTIR